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GesellschaftDr. Reinhard Karger

Dr. Reinhard Karger

Unternehmenssprecher der Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI)

Die marketinggetriebene Veröffentlichung von ChatGPT Ende November 2022 hat eine (sozial)medial befeuerte globale Kulturerfahrung für generative KI bewirkt. Die verständliche Erwartungshaltung der Nutzenden ist, dass Angaben korrekt und nicht nur kontingent sind. Aber auch ein Text, der flüssig lesbar ist, muss nicht etwas Zutreffendes über die Welt aussagen. Aus der technischen Perspektive des Sprachmodells werden keine Gewissheiten benannt. Erzeugt werden lediglich wahrscheinliche Wortfolgen. Das Training des aktuellen Modells wurde September 2021 abgeschlossen. Aber selbst historische oder wissenschaftliche Fakten sind nicht belastbar. Wortfolgewahrscheinlichkeiten allein bieten keine Gewissheiten, keine Gründe, keine verlässliche Urteilsbasis.

Wie sehen die intellektuellen Perspektiven aus? Wäre maschinelle Intelligenz in der Lage vertrauenswürdige und verlässliche Resultate zu erzeugen, könnte KI Erkenntniswerkzeuge liefern, die den Wissenserwerb beschleunigen, die Erkenntnistiefe erweitern, das Weltverständnis vergrößern, die das Selbstdenken qualitativ unterstützen, das Selbstlernen befeuern.

Die Wissensgesellschaft durchliefe eine Metamorphose, würde sich von einem Schlagwort in eine Realität verwandeln. Als Wissenswerkzeug könnte KI eine neue nicht-elitäre, sondern flächendeckende Aufklärung befördern. Diese optimistische Sicht auf eine wissenszentrierte Gesellschaftsentwicklung, die das Wissen feiert und nicht das Haben fokussiert, könnte den stoffverbrauchenden Konsumismus und die damit einhergehende CO2-Emission überwinden, könnte helfen, dass bei den anstehenden wirtschaftlichen Veränderungen der soziale Friede erhalten und die persönliche Zufriedenheit gefördert wird.

Das kann nur geschehen, wenn generative KI nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich grandios verlässliche Ergebnisse liefert. Das Problem ist identifiziert, die Open Source Community ist produktiv. Stichwort »Auto-GPT«: eine Entwicklung, die momentan ohne graphische Schnittstelle zwar nicht den Nutzungsgewohnheiten entspricht, aber einen Ausblick auf kommende Wissenswerkzeuge anbietet. Bei komplexen Aufgaben greift Auto-GPT für die Identifikation von Unteraufgaben via Programmierschnittstelle (API) auf die Leistungsfähigkeit von GPT, für deren Bearbeitung aber auch auf andere Dienste wie z.B. Wikipedia zu. Auto-GPT verbindet die GPT-Ergebnisse mit Webrecherchen, nutzt Informationsextraktion und komponiert ein quellengesichertes Rechercheresultat. Das heißt: Sprachlichkeit, Aktualität, explizite Quellenangaben, Überprüfbarkeit von Fakten fließen in die Bearbeitung von Teilaufgaben ein, so dass man eine neue Ergebnisqualität bei der Bearbeitung komplexer Aufgaben erhält. Damit eröffnen sich bemerkenswerte Aussichten.

Auto-GPT ist aktuell nur ein Open Source Python-Script und ohne eine graphische Benutzerschnittstelle, also mit begrenzter UX alles Kommandozeile und Unix-Style. Dennoch: die Idee ist brillant, die Richtung interessant und die Geschwindigkeit, mit der die global entfesselte digitale Kreativität im Monatstakt zu neuen Ergebnissen führt, ist in der Tat einigermaßen atemberaubend.

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