Devin allein zu Haus

Devin allein zu Haus

Alle reden über Devin, zumindest in der Software-Welt. Devin kann nicht nur Code schreiben, sondern auch Fehler beheben und andere »issues« lösen, wie sie bei Softwareprojekten üblicherweise auftreten. Er baut selbsttätig Apps und lernt mal schnell aus einem Blogpost, wie man eine interaktive Website programmiert. Für all das genügen ihm ein paar wenige Vorgaben, den Rest erledigt Devin allein – der »erste KI-Softwareentwickler«, wie ihn das US-Unternehmen Cognition AI nennt. 

Devin ist ein »KI-Agent«. So heißen KI-Systeme, die selbsttätig komplexe Aufgaben ausführen, ohne dass dazu menschliche Eingriffe nötig wären. Solche Systeme lernen selbst, wie sie die jeweilige Aufgabe lösen und welche Werkzeuge sie dazu brauchen. Das unterscheidet sie von »Bots«, die nach einem festgelegten Schema automatisierte Tätigkeiten durchführen. Nach Chatbots wie ChatGPT sind KI-Agenten das nächste »große Ding«. Sie sollen nicht nur neue Inhalte generieren, sondern in unserem Auftrag  Ziele verfolgen, Probleme lösen, Aufgaben erledigen. (Mehr zur Revolution der KI-Agenten lesen Sie in unserer neuen Ausgabe).  

Der KI-Softwarentwickler Devin ist nur der Anfang. Auch OpenAI soll an KI-Agenten arbeiten, die komplexe digitale Workflows automatisieren.  Es gibt erste KI-Agenten, die selbständig journalistische Artikel aus Netzinhalten produzieren. Und erst diese Woche präsentierten Forscher von Google Deepmind und der Stanford-University ein agentenbasiertes KI-System, das selbsttätig Fakten in den Antworten von Sprachmodellen  überprüfen kann – und zwar besser als Menschen. 

KI-Agenten könnten viele Jobs verändern, und zwar womöglich radikaler, als wir bislang dachten. Es ist eine Sache, mit ChatGPT E-Mails zu schreiben oder Ideen zu generieren. Etwas anderes ist es, wenn KI-Systeme ganze Arbeitsprozesse automatisieren, wie wir das aus der Industrieproduktion kennen. Bisher war man davon ausgegangen, dass KI zwar einzelne Tätigkeiten ersetzen kann. Doch Jobs bestehen eben nur selten aus einer einzigen Tätigkeit, sondern aus einem ganzen Bündel von Aufgaben.

So konnten sich Software-Entwickler damit beruhigen, dass ein Software-Projekt nur zu einem kleinen Teil aus Programmieren besteht. Journalisten konnten darauf bauen, dass es eben Menschen braucht, um einen Artikel zu konzipieren, zu recherchieren und schließlich zu schreiben. Aber was, wenn KI-Agenten ganze Workflows planen und ausführen können – und eben auch unterschiedliche Tätigkeiten?

Aus all dem könnte man schlussfolgern: KI wird Jobs ersetzen. Und es werden nicht nur die so freud-wie nutzlosen »Bullshit-Jobs« sein. Noch bedeutsamer könnte aber sein, dass KI-Agenten viele Jobs teilweise »entwerten«.  Zum inneren Wert der Arbeit gehören zum Beispiel Lernerfahrungen und »Flow-Erlebnisse«, die wir beim Lösen von Problemen machen. Dazu gehört die Befriedigung, die wir daraus ziehen, dass wir eine Aufgabe gut gemeistert haben.

Wenn Agenten immer mehr Tätigkeiten übernehmen, werden wir überlegen müssen, wie wir Jobs neuen Wert verleihen – für uns selbst, fürs Unternehmen, für die Gesellschaft. Mehr denn je sollten wir uns fragen: Was ist gute Arbeit? Sonst ist Devin am Ende tatsächlich allein zu Haus.

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