Ein Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen könnte die Welt der KI verändern – mit möglicherweise dramatischen Folgen. Ein versteckter Absatz im ganz auf Trump zugeschnittenen Wahlprogramm der Republikaner (»Make America Great Again!«) deutet darauf hin.

Demnach planen die Republikaner, ein Dekret (»executive order«) des amtierenden Präsidenten Joe Biden vom vergangenen Herbst aufzuheben, das umfassende regulatorische Maßnahmen für die KI-Entwicklung in den USA vorsieht, darunter Sicherheitstests für leistungsfähige KI-Modelle.

„Wir werden Joe Bidens gefährliche Verordnung abschaffen, die KI-Innovationen behindert und der Entwicklung dieser Technologie linksradikale Ideen aufzwingt“, heißt es in dem Programm. Laut »Washington Post« plant Trumps Umfeld bereits ein neues KI-Dekret, das die Entwicklung neuer Militärtechnologien fördern und »unnötige und belastende Regulierungen» beseitigen soll.

Das Motto: »Make America first in AI«.

Eine solche Neuausrichtung der US-amerikanischen KI-Politik wäre ganz nach dem Geschmack libertärer Tech-Kreise in den USA, die staatliche Eingriffen in die technologische Entwicklung radikal ablehnen. Eine Reihe von Tech-Größen, allen voran Elon Musk, unterstützen wohl auch deshalb Trumps Kandidatur. Zudem arbeiten eine Reihe von Tech-Unternehmen, am prominentesten Palantir, bereits heute mit dem Pentagon zusammen.

Für ein mögliches Bündnis zwischen einer Trump-Administration und Silicon Valley spricht darüber hinaus, dass auch Trumps Vize-Kandidat J. D. Vance, der selbst gute Verbindungen zur Tech-Industrie hat, als Gegner einer strengen KI-Regulierung gilt. Das alles verheißt nichts Gutes für den Fall, dass Trump – oder auch Vance – tatsächlich an wieder an die Macht kommt.

Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben, erst recht nicht in Europa: Eine Trump-Administration würde nicht nur die Dominanz der US-Techindustrie weiter stärken. Sie würde KI vermutlich auch als macht- und sicherheitspolitisches Instrument einsetzen, um die amerikanische Vorherrschaft in der Welt auszubauen.

Man denke nur an intelligente Militärtechnologien und die vermutlich überlegenen KI-Fähigkeiten der US-Geheimdienste, von denen wir nicht die leiseste Ahnung haben. Wir sollten zwar keine Verschwörungstheorien entwickeln. Wir sollten aber auch nicht naiv sein.

KI ist politisch. Es geht um Macht, um Souveränität, um Sicherheit. Schon deshalb können wir es uns nicht leisten, im KI-Wettrennen völlig abgehängt zu werden. Militärisch sind wir bekanntlich ohnehin schon von den Amerikanern abhängig. Wir dürfen uns nicht auch noch von deren KI abhängig machen. Eine AGI (»Artificial General Intelligence«) in den Händen von Donald Trump wäre ein Alptraum.